HTG Workshop

Workshop Korrosionsschutz - ein voller Erfolg!

02.02.2022

Der letztjährige Workshop des Fachausschusses für Korrosionsfragen (FAKOR) der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) fand am 18.11.2021 im Elbkuppelsaal im Hotel Hafen Hamburg statt. Im Jahr 2020 musste die Veranstaltung pandemiebedingt auf ein reines Online-Format reduziert werden, dieses Jahr war es aber wieder soweit: rd. 70 Teilnehmer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum versammelten sich in Hamburg, um Neues zum Thema Korrosionsschutz zu erfahren.

 

Der erste Vortragsblock wurde von Andreas Momber von der Muehlhan AG eröffnet. Er widmete sich dem immer wichtiger werdenden Thema der Digitalisierung durch „Datenbasierte Bewertung von Beschichtungsschäden“. Er stellte in diesem Zusammenhang Forschungsergebnisse aus dem Verbundvorhaben ISyMOO vor, bei dem es um sensorgestütze Monitoringsysteme ging, die den Zustand von Beschichtungen von Offshore-Windenergieanlagen dokumentieren und zum Teil auch kategorisieren können. Gerade die Möglichkeit, mit verschiedenen digitalen Werkzeugen den Zustand frühzeitig zu erfassen und zu dokumentieren, lässt ein angepasstes und effizientes Wartungskonzept zu.

 

Dass bereits bei der Oberflächenvorbereitung von Stahl digitale Techniken eine wichtige Rolle spielen, zeigte Albert Miller von der Eisenwerk Würth GmbH im Anschluss mit seinem Vortrag „Oberflächenvorbereitung in Kombination aus digitaler und analoger Welt“. Er ging dabei auf die digitale Zustandserfassung von Strahlmittelkomponenten ein und berichtete über aktuelle Möglichkeiten der digitalen Überwachung von Strahlprozessen im Betrieb.

 

Der Vortrag „Bewertung des Abrasionswiderstandes von organischen Beschichtungen“, gehalten von Andreas Momber,  beschäftigte sich mit einem ähnlichen Thema und gab Einblicke in verschiedene Schadensszenarien von Offshore-Windenergieanlagen, bei denen Beschichtungen mechanisch beansprucht wurden. Die dargestellten Untersuchungen verdeutlichten die Schadenscharakteristiken von Schlag-, Druck- und Abrasionsereignissen auf Korrosionsschutzbeschichtungen und deren Auswirkungen. Anschließend wurden verschiedene Abriebprüfverfahren vorgestellt und die Widerstandsfähigkeit von gängigen Bindemitteln verglichen.

 

Im zweiten Vortragsblock ging es um alternative Korrosionsschutzmethoden, eingeleitet von Michael Irmer vom Fraunhofer Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik (IGP). In seinem Vortrag „Einsatz zusätzlicher Foliensysteme auf Offshore-Beschichtungssystemen - mechanische Beständigkeit und Korrosionsschutzwirkung“ geht der Forscher auf Untersuchungen von speziellen Foliensystemen ein, die zusätzlich auf eine organische Beschichtung aufgebracht werden. Dort zeigten diese Folien eine besonders gute Abriebstabilität. Sie sind somit für hoch beanspruchte Bereiche geeignet. Allerdings muss das Aufbringen auf Großstrukturen in der Fertigung noch entwickelt und erprobt werden.

 

Abgeschlossen wurde der zweite Vortragsblock von Frank Prenger von der Grillo-Werke AG, der in seinem Vortrag „Nachhaltiger und dauerhafter Korrosionsschutz durch thermisch gespritzte Zinkschichten“ auf die Vorzüge von metallischen Überzügen einging. Dabei verglich er verschiedene Zinklegierungen und deren Korrosionsschutzwirkung im Versuchsmaßstab. Darüber hinaus berichtete Herr Prenger anhand vieler Beispiele von bisherigen Erfahrungen mit thermisch gespritzten Zinkschichten im Offshore-Bereich und stellte deren besondere Eigenschaften wie eine lange Lebensdauer und hohe Beständigkeit heraus.

 

Nach der Mittagspause wurde der dritte Vortragsblock von Matthias Graff von der Danfoss A/S eröffnet. Er widmete sich der „mikrobiellen Korrosion durch säurebildende Bakterien“. Zu Beginn ordnete er das Thema in das Fachgebiet der Eisenauflösung durch Mikroorganismen in seine bisherigen Vorträge beim HTG Workshop ein. Die thematische Einführung wurde an praktische Beispiele gekoppelt, bei dem die Auswirkungen dieser Art der Korrosion sofort ersichtlich waren. Mit weiteren Einblicken einiger Schadensbeispiele und Sanierungsprojekten schloss Herr Graff seinen Vortrag ab.

 

Torsten Krebs von der GCP GmbH informierte anschließend in seinem Vortrag „Vorstellung der neuen KKS-Norm Offshore ISO 24656“ über aktuelle Entwicklungen auf Normungsseite. In einzelnen Abschnitten wurde durch die Norm ISO 24656 geführt und auf die Änderungen und deren Auslegung hingewiesen. Besonderes Augenmerk lag auf dem Abschnitt der „häufig benetzten Zone“, also dem Bereich einer Offshore-Struktur, die nicht dauerhaft von Meerwasser umgeben ist. Gerade in diesem Bereich kann eine Strombedarfsberechnung durchaus komplex werden. Die vorgestellte Norm kann dabei eine Hilfestellung sein.

 

Der vorletzte Block schloss mit einem praxisnahen Vortrag von Oliver Heins von der EnBW AG bei dem auf die „technischen Herausforderungen schwimmender Windenergieanlagen“ eingegangen wurde. Herr Heins zeigte die Vor- und Nachteile schwimmender Anlagen und verdeutlichte gleichzeitig das große Potential bei höheren Wassertiefen, bei denen bisherige fest verankerte Konstruktionen nicht mehr wirtschaftlich wären. Mit einigen Steckbriefen von bisherigen und zukünftigen Projekten wurde die Technologie schwimmender Windenergiekonzepte im Detail vorgestellt. Abgeschlossen wurde der Vortrag mit einem Einblick in das EnBW-eigene „nezzy2“-Projekt, bei dem eine Windenergieanlage mit zwei Rotoren erst im Modell und in naher Zukunft im Großmaßstab Erfahrungen auf diesem Gebiet schaffen soll. Gerade die auftretenden Herausforderungen zeigten, wie komplex solche Anlagen in Planung, Bau und Betrieb sein können.

 

Der letzte Vortragsblock beinhaltete zwei sehr praxisorientierte Vorträge mit Einblicken in aktuelle Baustellenprojekte. Florian Steffens von der HPA Hamburg berichtete in seinem Vortrag über die neue Bahnbrücke Kattwyk in Hamburg und dabei bestehende Herausforderungen während und nach dem Bau. Er legte unter anderem mit Zahlen die Dimensionen und mit umfangreichem Bildmaterial anschaulich die Komplexität der Bauwerksüberwachung während der Fertigung dar. Gerade die Ausführung des Korrosionsschutzes zeigte die wiederkehrenden Herausforderungen für alle Beteiligten bei solchen Großprojekten. Herr Steffens schloss seinen Vortrag mit eindrucksvollen Filmimpressionen der Montage der Hauptbauteile in Hamburg.

 

Dass solche Herausforderungen nicht nur bei Großprojekten, wie der der Kattwykbrücke sondern auch bei vielen kleineren Projekten allgegenwärtig sind, verdeutlichte Holger Bartels von der Helmut Müller GmbH in seinem Vortrag zur „Beschichtungsüberwachung in Theorie und Praxis“. Der Vortrag umfasste den chronologischen Verlauf einer Instandsetzungsmaßnahme von Anlagepontons aus Sicht eines Beschichtungsinspektors. Mit allerlei interessanten Einblicken in den Alltag eines Projektablaufes gelang es Herrn Bartels fachlich auf einige Herausforderungen einer Sanierung hinzuweisen. Im dargestellten Projekt haben sich am Anfang organisatorische Probleme eingeschlichen, welche sich im weiteren Verlauf jedoch nach und nach beheben ließen. Resümee des Vortrages war unter anderem, dass ein Beschichtungsinspektor auch mal als Vermittler fungieren muss, um eine Baustelle auf einen geordneten Weg und zum Erfolg zu führen.

 

Der diesjährige HTG-Workshop endete in gemütlicher Runde bei einem Glas Bier und weiteren Fachdiskussionen. Viele der Teilnehmer freuen sich bereits auf den nächsten Termin, der im November 2022 in Düsseldorf stattfinden wird.