Zur Gewährleistung eines sicheren Schiffsverkehrs ist die regelmäßige Unterhaltung von Häfen und Wasserstraßen an den deutschen Küsten von ausschlaggebender Bedeutung. Die natürlich auftretende Sedimentation von Schwebstoffen und Geschiebematerial führt zu Ablagerungen und in der Folge zu Einschränkungen der festgelegten Wassertiefen. Diese Ablagerungen sind regelmäßig zu entfernen.
Baggergut fällt darüber hinaus auch beim Ausbau bzw. der Vertiefung von Gewässern sowie, mengenmäßig nachrangig, beim Neubau oder der Sanierung von Gewässern an.
Im Bereich von Nord- und Ostsee werden von den zuständigen Bundes- und Landesverwaltungen im Rahmen der Gewässerunterhaltung jährlich um die 25 bis 35 Mio. tTS gebaggert und untergebracht. Im internationalen Vergleich entfallen damit lt. OSPAR etwa 20% der jährlichen Baggermengen im OSPAR-Gebiet auf den Standort Deutschland. In kleineren Mengen (geschätzte Größenordnung bei 5 Mio. tTS) fällt Baggergut auch im Binnenbereich an. Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt auf dem Umgang mit Baggergut im Küstenbereich, eine Übertragung auf den Binnenbereich ist jedoch in vielen Aspekten möglich. Durch zusätzlich angewandte hydrodynamische Unterhaltungstechniken wie dem Wasserinjektionsverfahren werden ebenfalls Baggerarbeiten durchgeführt. Diese beschränken sich dabei aber eher auf lokale Umlagerungen und stehen somit in keiner Vergleichbarkeit zu den o.g. Mengen.
Seit über 35 Jahren stehen auch die Schadstoffkonzentrationen des Baggerguts im Fokus. Ursache dieser Belastungen sind zum überwiegenden Teil Einträge im Bereich der Flüsse oberhalb der Seehäfen. Diese Schadstoffkonzentrationen führen zu Einschränkungen im Umgang mit Baggergut. Zeitgleich besteht gerade im Europäischen Küstenbereich der Nordsee ein zunehmender Bedarf an Sedimenten, der durch Baggergut zumindest anteilig gedeckt werden könnte - sofern die im Baggergut enthaltenen Schadstoffe diesem Zweck nicht entgegenstehen. So könnte z.B. ein Aufwachsen der Watten durch den gezielten Einsatz von Baggergut erreicht werden. Weitere Beispiele für Einsätze im Hochwasser- und Küstenschutz (beneficial use) sind aus den Niederlanden bekannt.
Da der weit überwiegende Anteil Baggergut im marinen Bereich gebaggert wird und die Sedimente i.d.R. geringe Schadstoffkonzentrationen aufweisen, können über 90 % der anfallenden Mengen im Gewässer umgelagert werden.
Der Umgang mit Baggergut wird heute durch eine Vielzahl nationaler und internationaler Gesetze und Verordnungen beeinflusst. Nicht immer jedoch sind die speziellen Besonderheiten des Baggerguts in den jeweiligen Gewässersystemen bei der Erstellung dieser Regelwerke berücksichtigt worden. Daraus resultiert Handlungsbedarf, soll es nicht zu erheblichen Problemen bei Unterhaltung und Ausbau der Häfen und Wasserstraßen kommen.
National und international liegen umfangreiche und gut dokumentierte Kenntnisse und Erfahrungen vor, die beim Umgang mit Baggergut bzw. der Erstellung von Regelwerken berücksichtigt werden sollten.
Der HTG Fachausschuss Baggergut hat daher
- Definitionen für wesentliche Begriffe im Umgang mit Baggergut erarbeitet,
- Ausführungen über vorhandene Erfahrungen und rechtliche Bezüge sowie Hinweise auf weiterführende Literatur und Internetseiten zusammengestellt,
- und im Zusammenhang mit den Begriffen Empfehlungen erarbeitet.
Die eingebundene Grafik enthält diese Begriffe in einer ungefähren räumlichen Zuordnung zum Gewässer. Naturgemäß kann das Schema nicht alle Besonderheiten berücksichtigen und dient deshalb lediglich zur Orientierung: Zur Grafik
HTG Fachausschuss Baggergut, aktualisiert März 2019
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